Ab wann darf man eigentlich offiziell popkulturell hinterm Mond leben?
Bernd ist 37 und hat im Grunde keine Ahnung wie das moderne Zwischennetz aussieht, weil er grundsätzlich Werbeblocker verwendet und auf Arbeit auch nur arbeitsrelatierte Seiten besucht wie Stackexchange oder die Oracle-Dokumentation. Die wenigen Male, wo er mal z.B. versehentlich einen youtube-Elfen anklickt, den er geschickt bekommt, der dann mit der youtube-Äpp geöffnet wird und erstmal eine Minute lang unüberspringbare Werbung abspielt, lassen die Abscheu nur wachsen.
Und mit Sozialmedienkrebs hat er seit facebook vor ~2015 auch nichts am Hut. Er versteht den ganzen E-Prominenzkrams nicht und hasst Beeinflusser und assoziiertes Gesocks. Er hat einen Freund, der ständig irgendwelche Videos von irgendwelchen Mongos schaut und der Freund ist, sagen wir, geistig etwas derangiert. Was da jetzt Ursache und Wirkung ist, will Bernd nicht mutmaßen, aber eine Kausalität ist definitiv vorhanden.
Auch zu moderner Popmusik hat Bernd keinen Zugang. Er kennt zwar Schneider Flink vom Namen und Aussehen her, könnte sich aber nicht daran erinnern, jemals bewusst eines ihrer Lieder gehört zu haben, und dabei muss sie ein Phänomen sein; Bernd hat sogar mal ein thematisches Ausmalbuch in einer Buchhandlung gesehen.
Und mit Komikfilmen hat Bernd etwa um GotG1 oder Avengers 1 aufgehört, keine Ahnung mehr welches das neuere ist.
Mit neueren Videospielen kann Bernd ebenfalls wenig anfangen. Was ihn im Jahre 25 interessiert hat, war KCD2 und Commandos Origins, aber bei beiden wartet er noch auf Bugfixes und Rabatte, aber es war ohnehin die letzten Jahre so, dass es immer nur ein oder zwei Spiele gab, die ihn überhaupt interessiert haben. Stattdessen spielt Bernd die letzte Zeit hauptsächlich Sachen von vor 20-25 Jahren.
Bernd gibt grundsätzlich keine Ficks darauf, ob irgendwas davon zu einer wie auch immer gearteten "Allgemeinbildung" gehört, aber er musste dennoch darüber nachdenken, ob es einfach nur daran liegt, dass Bernd so wenig interesse an Hauptströmmüll hat oder ob er zumindest keine Ausnahme ist und er tatsächlich aus dem üblichen Publikum rausgefallen ist. Bei seiner Mutter ist das einfach; die ist Ende der 80er stehengeblieben, als Bernd auf die Welt kam. Bernd hat aber keine Kinder und deshalb dafür auch keine Ausrede.