Bernd erlangte vor knapp acht Jahren durch widrige Umstände, die jeden Sicherheits-ITler schallend lachen ließen, eine nicht unerhebliche Menge (um 2GiB) an privaten Bildern einer ihn bekannten Frau. Darunter auch eine Vielzahl an Nacktbildern, der facto Privatpornografie. Über moralische Fehltritte möchte Bernd hier nicht diskutieren.
Bernd nutze diese Kollektion lange Jahre als Quell der Fantasie zur Masturbation, aber malte sich auch oft aus, wie noch schöner es doch wäre, diese Person in genau den Posen und Situationen zu sehen, die genau Bernds Vorlieben und Fantasien entsprechen.
Der Zauber ebbte über die Jahre ab, Bernd hatte reale Beziehungen, und der Gedanke an die alte Bekannte und ihr, sagen wir mal, Vermächtnis auf Bernds Festplatte, gesellte sich zu den Erinnerungen an anderen verflossenen Frauen, die Bernd Zeit seines Lebens nackt und angezogen gesehen hatte.
Dann kam KI, und Bernd hat vor einer Woche aus einer Laune heraus begonnen, die Bilder, die teils nicht mehr wirklich der Frau heute gleichen (Hautbilder und leichte Wand) einer solchen zu füttern und er erstellte sich ein Modell, mit dem er dann nach beinahe zehn Jahren endlich die Bilder betrachten konnte, nach denen er sich ein Jahrzehnt gesehnt hat. Es erfolgte eine glorreiche Fappierung, aber danach war – Leere. Nicht die übliche Leere nach einem Orgasmus, mehr. Ein Gefühl, dass das, worauf Bernd einen Dekade gehofft, gelauert, gewichst hat, nun, nachdem es – mehr oder minder – Realität wurde, echt schnell ausgelutscht war.
Diese Vorgeschichte war länger als nötig, aber sie soll erläutern, was Bernd meint.
Darauf sinnierte Bernd eine ganze Zeit lang auf der Couch, das Knäuel nasser Küchenrolle neben sich, ob diese absurde Geschichte nicht ein bisschen ein krudes Beispiel sein könnte, von Dingen, die man sich immer zu erlangen, erreichen, erkennen vorgestellt hat – und wenn es dann so weit war, egal ob durch eigenes Streben oder schieres Glück – dann war der Genuss, die Freude und der Taumel des Erfolges nicht im Ansatz so befriedigend und andauernd, wie man es sich über die Zeit davor stets romantisch ausgemalt hat.
Bernd selbst hätte nach Selbstreflexion einige Geschichten parat, auch solche vollkommen ohne nackte Frauen und vollgewichste Zelluloseabrisse, aber die obige erschien ihm gut als Aufhänger, allein, weil jeder die Bilder sehen wollen wird Nö. Vielleicht..
Von daher, Bernd, kannst Du mir erstens folgen und hast Du, wenn ja, zweitens eigene Erfahrungen mit einer solchen Dissonanz des Ver- und Erlangens?